Ziel des Ruderunterrichts am ASG ist es, neben den rudermotorischen Fertigkeiten auch Kenntnisse über verschiedene Themen rund um den Ammersee zu vermitteln. In der Vergangenheit waren bereits die Wasserschutzpolizei und die Wasserwacht am ASG zu Gast, in diesem Jahr stand der Naturschutz im Mittelpunkt.

Dazu konnten zwei hochkompetente Referenten gewonnen werden, deren tägliches Brot es ist, zwischen den nicht immer konfliktfreien Feldern Naturschutz auf der einen und der Nutzung der Natur (z.B. durch Ruderer) auf der anderen Seite zu vermitteln.

Die Gebietsbetreuer Markus Meßner und Christian Niederbichler referierten vor insgesamt ca. 40 Ruderschülern über ihr Tätigkeitsfeld.

Ökologisch besonders sensible Gebiete werden in Bayern von naturschutzfachlich bestens ausgebildeten Menschen betreut. Gemäß ihrem Motto „Beobachten – Vermitteln – Informieren“ zeigen sie einer interessierten Öffentlichkeit die Naturschönheiten in ihrem Einsatzgebiet, erklären Besonderheiten des jeweiligen Naturraums und steigern so die Akzeptanz für bestimmte Maßnahmen zur Umsetzung von Naturschutzzielen.

Das Ruderrevier der ASG-Ruderer ist eines dieser sensiblen Naturräume, denn der Ammersee ist vor allem für die Wasservögel ein enorm wichtiger Winterruheplatz. Zwischen 10.000 und 20.000 Vögel überwintern hier jährlich. Damit ist unser Heimatrevier ein Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung, das durch die sogenannte Ramsar-Konvention, eine internationale Übereinkunft zum Schutz für Wasser- und Watvögel, besonders geschützt ist. Benannt wurde dieses Abkommen nach der iranischen Stadt Ramsar, in der vor ca. 50 Jahren ein internationales Vertragswerk zum Naturschutz verabschiedet wurde.

Es ist eine alte Binsenweisheit, dass man nur das, was man kennt, auch richtig schützen kann. 

Und diese Kenntnis über schützenswerte Flora und Fauna wurde durch zwei Vorträge über Naturschutz und Wassersport bzw. schützenswerte Pflanzen rund um den Ammersee deutlich vertieft.

Im Vortrag von Herrn Meßner lernten die Ruderschüler nicht nur Fakten über die Ausdehnung des heimischen Ramsarschutzgebietes (Ampermoos, Ammersee und Feuchtwiesen im Süden des Sees) kennen, sie erfuhren auch, dass sie sich mitten in einem Biodiversitäts-Hotspot bewegen. Ein Großteil der winterlichen Gäste kommt aus Skandinavien und Sibirien, die Langstreckenflieger unter ihnen legen dabei bis zu 8000 Kilometer zurück. Deshalb brauchen sie ihre winterliche Ruhe, um sich  Reserven für den Rückflug anfressen zu können. Besonders wichtig sind dabei die Flachwasserzonen im Süden und Norden des Sees, die daher besonders geschützt sind und keinesfalls befahren werden dürfen.

Für das winterliche Rudern, das am ASG ohnehin selten und nur von den erfahreneren Ruderern des Wahlunterrichts bzw. Stützpunktes praktiziert wird, gibt es am Westufer einen klar definierten Ruderkorridor zwischen unserer Einstiegstelle in St. Alban und Schondorf, der in 500 m Entfernung von der Uferlinie verläuft.

Dieser muss strikt eingehalten werden, denn die Wasservögel nehmen häufig große Fluchtdistanzen ein und fliegen je nach Störung bereits auf, wenn der Wassersportler noch 300-500 m entfernt ist, so dass dieser seine Störung oft nicht einmal registriert. Besonders die Stand-up-Paddler sind in diesem Zusammenhang ein Problem, da diese Individualsportler offensichtlich von vielen Wasservögeln als besondere Gefahr interpretiert werden und Beschränkungen wie zum Beispiel den Ruderkorridor oder die Schutzzonen nicht kennen.

Auch die Funktion der an manchen Stellen im Ammersee von Fischern eingebrachten senkrechten Stangen mit alten Christbäumen, die sogenannten „Dosn“, wurde erläutert. Es handelt sich dabei um einen Unterstand für Jungfische und eine Laichhilfe für Weißfische.

Bisweilen begegnen die Ruderer auch Zanderlaichhilfen, die in 5-6 Metern Wassertiefe auf Grund liegen und durch große Schwimmer gekennzeichnet sind. Von all diesen Fischereigeräten sollte man als Ruderer 20-50 Meter Abstand halten.

Aber nicht nur Vögel und Fische verdienen unsere besondere Aufmerksamkeit, auch die vielfältigen Pflanzen rund um den Ammersee sind es wert, besonders geschützt zu werden.

Hierfür sensibilisierte der erste hauptamtliche Gebietsbetreuer in Bayern, Herr Niederbichler, der schon vor 25 Jahren seine Arbeit am Ammersee aufnahm. In einem sehr persönlichen Vortrag vor den Stützpunktruderern öffnete er die Augen für die pflanzlichen Schätze in unserer unmittelbaren Umgebung. Das begann schon auf dem Pausenhof, wo die Schüler den Wert und die Besonderheit von Magerwiesen und unscheinbaren Blumen wie z.B. das Frühlings-Hungerblümchen kennenlernten. Vom Pausenhof ging es dann zum Bootshaus und auf Schritt und Tritt begegnete man Schönheiten der Natur, die im Alltag oft gar nicht wahrgenommen werden. Besonders interessant waren dabei die Feuchtwiesen im Süden des Seerestaurants, wo der sehr seltene Sumpflöwenzahn noch vorkommt.

Beide Vorträge haben den Horizont der Ruderschüler erweitert und das Verständnis für die komplexen Zusammenhänge in der Natur geweckt. Es ist eben gut, wenn die Ruderer über den Bootsrand hinausschauen.

G. Büttner