Am 23.1.2023 erhielt das ASG einen Besuch der DDR-Zeitzeugin Martina Schoeneich, die ihren Vortrag vor der 10. Jahrgangsstufe hielt. 

Zuerst gab Frau Schoeneich einen Einblick in die Alltagssituation der DDR. Sie betonte vor allem bestimmte Aspekte, die für die heutige Jugend unvorstellbar sind. So besaß die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger kein Telefon, durfte nur in befreundete Ostblockstaaten reisen und war aufgrund der schlechten Versorgungslage auf Tauschgeschäfte angewiesen. 

Als sich die junge Familie entschied, einen Ausreiseantrag in den Westen zu stellen, begann eine zweijährige Phase der Diskriminierung und Überwachung. So wurde Frau Schoeneichs Ehemann vom Gartenbauingenieur zum Gartenbauer degradiert, Frau Schoeneich wurde an der Universität exmatrikuliert. Schließlich wurden dem Ehepaar die Personalausweise abgenommen. Auch eine monatelange, lückenlose Überwachung von der Staatssicherheit fand statt, ohne dass die Familie dies mitbekam. Letztendlich musste die Familie ihr Haus mit großem Grundstück an den Staat verkaufen, obwohl nicht klar war, ob die Ausreise jemals gestattet werden würde. Nach über zwei Jahren der Schikanen und Demütigungen erhielten die Schoeneichs endlich die Ausreisegenehmigung, durften in die Bundesrepublik reisen und dort das lange ersehnte Leben in Freiheit führen.

Die Zeitzeugin zeigte den Schülerinnen und Schülern deutlich, wie hilflos die Familie der DDR-Diktatur ausgeliefert war und mit welchen Repressalien man als unbescholtener Bürger zu rechnen hatte. Außerdem wurde ersichtlich, wie sehr es sich lohnt für die Freiheit einzustehen und zu kämpfen.

Sonja Trageser